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Zehn Jahre Kraft und Zeit für Menschen in der letzten Lebensphase investiert


Mitgründer des Hospizvereins „Geborgen bis zuletzt“ Friedrich Wißmann als Vorsitzender verabschiedet
Nachfolger ist Christian Castel

Neuer und ehemaliger Vorsitzender des Hospizvereines: Christian Castel und Friedrich Wißmann

„Haben Sie schon einmal einen Verabschiedungstext in der Bibel gefunden?“, fragte Superintendent Christian Castel die Gottesdienstbesucher in der Lukaskirche. Anlässlich der Verabschiedung des langjährigen Vorsitzenden und Mitbegründers des Hospizvereins „Geborgen bis zuletzt“, Friedrich Wißmann, sei das keine einfache Aufgabe gewesen, erklärte Castel gleich zu Beginn seiner Predigt. Im Simeon-Text sei er schließlich fündig geworden: thematisiert werden Begegnung und Abschied gleichermaßen.

Mit einem Gottesdienst feierten und verabschiedeten rund 50 Weggefährten und Ehrenamtliche aus verschiedenen Gruppen des Hospizvereins ihren langjährigen Vorsitzenden in der Ochtersumer Lukaskirche. Castel folgt selbst Friedrich Wißmann als Vorsitzender nach. „Eine große Aufgabe“, sagte er, gerade angesichts der Leistungen von Friedrich Wißmann.

„Ich danke Ihnen dafür, was Sie in diesen Verein an Zeit und Kraft investiert haben“, sagte Castel. Nun könne Wißmann auch ein wenig mehr Zeit für andere Dinge aufwenden, zum Beispiel die Imkerei. Denn er ist auch gleichzeitig Vorsitzender eines Imkervereins. Kollegen aus dem Hospizverein durften sich daher im Laufe der Jahre über viele Gläser Honig freuen. Sie betonten die gute, unkomplizierte und erfolgreiche Zusammenarbeit im Verein und bedankten sich bei Friedrich Wißmann und seiner Frau mit Reden, kleinen Aufmerksamkeiten und einem gemeinsam gesungenen Kanon.

Ein kleiner Dank überreicht durch Frau Cordula StepperWißmann, der 2008 den Hospizverein mitgründete, bedankte sich in seiner Abschiedsrede bei allen Mitgliedern. „Eine große Schwierigkeit am Anfang war es, die räumlich getrennten einzelnen Hospizgruppen von Hoheneggelsen bis Coppenbrügge zusammenzuführen“, erinnerte sich Wißmann an die Anfänge. Wichtig sei es ihm außerdem immer gewesen, viele Ehrenamtliche zu finden und sie zum Mitmachen zu motivieren. Aktuell sind rund 100 Ehrenamtliche in dem Verein aktiv, darunter viele Sterbe- und auch einige Trauerbegleiter. Sie kommen zu den kranken und sterbenden Menschen nach Hause, besuchen sie aber auch in Altenheimen oder auf der Palliativstation des Helios Klinikums in Hildesheim.

Vor seiner Pensionierung arbeitete Wißmann als Referent beim Landesrechnungshof. Im Hospizverein organisierte er nicht nur viele der notwendigen Schulungen und Ausbildungen für die ehrenamtlichen Sterbebegleiter. Zusammen mit den Vorstandskollegen kümmerte er sich auch um gemeinschaftliche Aktivitäten wie die jährliche Tagesfahrt zu stationären Hospizen oder auch die Weihnachtstreffen. Dies sei ihm immer sehr wichtig gewesen, sagte er, um auch die Gemeinschaft der Ehrenamtlichen zu stärken.

„In der Öffentlichkeit soll deutlich werden, dass für den Menschen in der letzten Lebensphase jemand da ist, mit dem er über seine Probleme reden kann“, sagte er. Das sei in der familiären Situation oft schwierig, viele würden daher mit anderen Menschen von außen viel direkter sprechen können.
In seiner Zeit sei auch eine Kooperation mit dem Kinderhospiz Löwenherz in Syke aufgenommen worden, berichtete Wißmann. Ehrenamtliche des Hospizvereins können nun spezifisch geschult werden, wenn es um die Sterbebegleitung von Kindern geht.

Gruppenfoto

Eine Aufgabe der Hospiz-Ehrenamtlichen ist auch die Teilnahme an Sozialamtsbestattungen, um den meist sehr einsamen Urnenbeisetzungen etwas Würde mitzugeben. „Das sind im Jahr eine ganze Menge“, sagt Wißmann.
Die Arbeit, obwohl zum größten Teil ehrenamtlich geleistet, koste dennoch viel Geld, betonte er. Zwar werden die Stellen der Hauptamtlichen über öffentliche Mittel finanziert. Um auch die übrigen Kosten decken zu können, gehöre die Spendeneinwerbung zu den wichtigen Aufgaben des Vorstands.

Seinen Abschied als Vorsitzender habe er selber angeregt, sagte Wißmann. Er bleibe auch weiterhin dem Verein als Mitglied verbunden, aber eben nicht mehr als Vorsitzender: Nach einer bestimmten Zeit sei im ehrenamtlichen Bereich ein Wechsel notwendig, um auch Anderen Chancen und neue Aufgaben zu ermöglichen: „Zehn Jahre sind die Grenze.“

Text: Florian Aue